Sonntag, 5. Juni 2016

Ein LED Ringblitz mit unerwarteten Herausforderungen

Neulich habe ich mir in China einen Ringblitz mit LED bestellt, in der Hoffnung die knappen 40,- € werden kein Verlust. Als dieser dann nach fast zwei Wochen eintraf, musste ich dann aber feststellen, trotz guter Bewertungen, der Blitz ist ein Problem.

Es fing dabei noch recht harmlos an. Ich legte Batterien in den Blitz ein und schob ihn auf den Blitzschuh meiner einen Kamera. Dann noch ein paar Einstellungen und knips war das erste Makro mit dem neuen Blitz belichtet. Dann probierte ich den Blitz auf meine andere Kamera zu schieben, doch es ging nicht. Die gefederten Kontaktstift vom Blitz waren zu lang. Ich konnte die Kontakte versuchsweise und recht unbequem hineindrücken, damit der Blitz endlich auf die Kamera glit.

Also den Blitz auseinander nehmen und sehen, ob ich etwas tun konnte. Zurückschicken nach China fiel wegen der hohen Versandkosten aus.

Entfernen des Kontaktsockels

vier Kontakte stehen heraus
Obwohl der Blitz vier Kontakte besitzt (fünf wer die Masse mitzählt), unterstüzt er keine TTL Funktion. Von den vier Kontakten werden auch nur zwei Signale verwendet - X und SP. X ist der Mittenkontakt und ist der eigentliche Auslöser für das Blitzlicht und SP ist die Funktion für das Autofokushilfslicht. Da auch READY nicht an die Kamera gemeldet wird, schaltet diese nicht automatisch in einen Blitzmodus mit der vorgewählten Verschlusszeit.
 
Innenseite des Kontaktsockels, Grün - Masse, Rot - X, Schwarz - SP


Ich entschied mich zunächst dafür die Metallplatte am Blitz etwas dünner zu feilen, dachte aber an die nervige Arbeit und fand eine andere Lösung mit viel weniger Dreck.

Das eigentliche Problem war ja die Länge der vier gefederten Kontakte, also probierte ich aus, ob ich mit Hilfe von vier Ringen die Länge nach aussen verringern könnte. Mit einem 0.15mm Draht aus lackiertem Kupfer sollte es klappen.

Kontaktstift mit DIY- Kupferring



passt

Die Ringe verrichten ihre Arbeit perfekt. Damit passt der Blitz nun auf beide Kameras.


Nun konnte ich die Versuche mit dem Licht fortführen. Auch an der zweiten Kamera funktionierte der Blitz, doch irgendwie waren die Bilder etwas sehr dunkel. Ich stellte an der Kamera herum und auch an dem Blitz, denn der ließ es zu die Energie für die LED zu varieren. Es half alles nichts, die Bilder waren einfach nicht genügend belichtet.

Als ich dann mit der Belichtungszeit an der Kamera ganz lang wurde, konnte ich sehen, dass der Blitz immer erst auslöstet, nachdem der Shutter der Kamera sich wieder geschlossen hatte... seltsam, zu dem Zeitpunkt wird das Licht wirklich nicht mehr gebraucht.

Also schaute ich ins Kameramenü nach Auslösen beim ersten oder zweiten Vorhang - Fehlanzeige. Die Kamera kann das zwar, aber nur mit geeigneten Systemblitzen und wie sich zeigen sollte, hätte mir das auch nichts genutzt...

Was stimmte hier nicht?

Es gelang mir den Blitz direkt an seinen Kontakten auszulösen. Doch wenn ich mit einer Pinzette den Mittelkontakt (X) gegen den Ground halte, prellt der elektrische Kontakt und ich wusste damit nicht, ob der Blitz korrekt beim Fallen der Signalflanke an X auslöst, oder gar fälschlicherweise die steigende Flanke nutzt - und ich hatte dabei einen Verdacht.

Ich brauchte also einen prellfreien Schalter, der das für mich übernimmt.

Dafür nahm ich einen selbstgebauten Arduino mit einem ATMega644p und lud ein Programm hinein, das nichts anderes macht, als eine Port-Leitung im Sekundentakt alternieren lässt. Als Portleitung nutzte ich die mit der Standard LED, gewöhnlich auf D13, auf meinem Arduino D4. Somit hatte ich eine Kontrolle, ob gerade sauber und prellfrei eine 0 oder 1 anlag. Und nun kam es heraus, denn immer wenn die LED D4 aufleuchtete, löste der Blitz aus, und genau das ist verkehrt. Er muss auslösen wenn die 0 angelegt wird, also die LED erlischt; die fallende Flanke eben.

Eigentlich nicht zu fassen, so ist der Blitz nicht zu gebrauchen. Zu lange Kontakte und verdrehte Flanken - wer baut denn so etwas? Doch aufgeben wollte ich noch nicht.

Also schaute ich mir die Schaltung im Blitz an und entnahm einen PNP-Transistor in der Eingagsbeschaltung, der mir falsch vorkam und überbrückte diesen, damit das nötige Signal zum Controller im Blitz weitergeleitet wird.

 

Brücke statt PNP-Transistor

Ein kurzer Check, ob die richtige Spannung am Kontakt X anlag und ein Versuch auf der Kamera gewagt. Und es hat geklappt! Nun war bei sehr langsamer Verschlusszeit deutlich zu sehen, wie der Blitz zündete, wenn die Kamera mit der Belichtung begann.

Mir ist völlig unverständlich wieso solch ein Murks ausgeliefert wird. Eigentlich ist das der letzte Müll. Und was ich noch festgestellt habe, die Leistung der LED reicht nicht aus, um mit eng geschlossener Blende noch genügend Licht in die Kamera zu bekommen, die ISO Werte klein zu halten und dabei verwackelfrei eine angemessene Verschlusszeit zu nutzen.

Dieses Mal hatte ich Pech, doch ich habe schon recht gute Dinge in China erstanden und kann die Kosten für den schlappen Ringblitz getrost als Lehrgeld verbuchen.

Ich werden mich also nach einem Xenon-Ringblitz umsehen.