Samstag, 4. Juni 2016

Der Laminator mit Zahnlücke

Es ist nun schon eine Zeit her, im Sommer 2015 war es, als ich von einer Freundin gefragt wurde, ob ich mir ein Laminiergerät mal ansehen könnte. Es transportiert nicht mehr und macht dabei Geräusche, sagte sie mir.
Ich dachte gleich dabei an ein Getriebeproblem, doch was ich in dem Gerät fand grenzte schon an Hardcore.
Ehrlich gesagt lohnte der Aufwand eigentlich nicht, ein neues Gerät wiegt bei weitem nicht die Stunden auf, die ich dafür investiert habe. Dennoch es zeigte mir es geht, einen hoffnungslosen Fall wieder in den Dienst zu stellen und ausserdem macht es ja auch Spaß.


Ich baute also gleich den Getriebemotor aus, öffnete den Getriebedeckel und fand gleich ein Zahnrad in Stücken vor. Für mich ein Fall von geplanter Obsoleszenz. So wie das vorletzte Zahnrad gebaut war, konnte es der Abtriebskraft nicht dauerhaft standhalten.


Das obere Zahnrad ist in sechs Segmente zerbrochen

 
Eines der Zahnsegmente liegt an der Motorachse und blockiert den Motor

Das Zahnrad besteht aus einem Metallträger, der mit Kunststoff umspritzt wurde, die dann die Zähne bilden. Dummerweise ist der Metallträger im Übergang Metall/Kunststoff als Sechskant ausgeführt, was genau dort zu den Brüchen führte.

Mit einem Zweikomponentenkleber und einer großen Unterlegscheibe zum Stüzen, presste ich das Ganze in einem Schraubstock für ein paar Stunden zusammen. Damit die Segmente auch zusammenblieben,  spannte ich einen Kupferdraht  um das Zahnrad.
 
Mit einer Nuss zu Hilfe das eingespannte Zahnrad im Schraubstock

Nachdem der Kleber dann nach 24 Stunden ausgehärtet war, reinigte ich das Zahnrad von Kleberresten, baute ich das Getriebe wieder zusammen und legte Spannung an dem Motor an. Das Getriebe ruckte einen Augenblick und bliebt dann stehen, während der Motor weiterhin zu hören war und offensichlich frei lief.
Also nochmal untersuchen, denn irgendwo musste noch ein Zahnrad defekt sein.

Es war dann auch schnell gefunden. Das Zahnrad direkt am Motor hatte eine Zahnlücke, ihm fehlte ein Zahn und genau dort drehte der Motor frei.

Wie also ein Zahn ersetzen, der genug Festigkeit bot
Ich bohrte dort wo einst der Zahn war ein tiefes 0.8mm Loch und klebte einen Kupferdraht ein. Den hatte ich ja noch vom Verspannen liegen.


Der Draht steckt mit Kleber in dem gebohrten Loch

Nach dem aushärten, wieder 24 Stunden, kürzte ich den Draht

Den Draht auf die annähernde Länge gebracht


Dann die Zahnflanken mit einer Feile nacharbeiten

Zahnflanken feilen

Was ich nicht mehr zeigen kann, da ich davon kein Bild gemacht habe, auf die Zahnflanken habe ich etwas Lötzinn (bleihaltig) aufgetragen. Damit schmiert der Zahn besser als die rauhe gefeilte Kupferfläche und nutzt das Motorritzel nicht ab.

Wieder zusammengesetzt sah das dann so aus

Alle Zahnräder sind an ihrem Platz

Deckel draufgesetzt und an vier Stellen verlötet. Die alten umgebogenen Halter waren nicht willig ein zweites Mal den Deckel am Platz zu fixieren. Hatte Glück mit dem Gehäuse, es nahm schnell Zinn an.

Deckel aufgelötet

Den Getriebemotor wieder an seinen Platz gesetzt und elektrisch wieder verbunden

Der Motor treibt weitere Zahnräder für die beheizten Andruckrollen an

Und ein Laminierprobelaufverlief reibungslos

Laminiergerät mit Zahnprotese im Durchzug, hier noch ohne Gehäuseabdeckung

Wieder mal viel gelernt und dabei Spaß gehabt...